
Eine Standortbestimmung zum Jahreswechsel 2020 / 2021
Beim AWO Bezirksverband Potsdam betreue ich seit Mal 2019 das ESF-geförderte Projekt „#SoziADigital – Beschäftigte in der Sozialen Arbeit durch die Digitale Transformation stärken, weiterentwickeln, entlasten“. Ein Schwerpunkt des Vorhabens ist es, Beschäftigte zu Multiplikator*innen für das Thema „Digitalisierung“ zu qualifizieren. Durch den ersten Lockdown im Frühjahr 2020 waren wir gezwungen, die Qualifizierung zu verschieben und ganz als Online-Qualifizierung durchzuführen.
Mittlerweile gibt es 30 Mitarbeiter*innen, die als sog. „Digitallots*innen“ qualifiziert wurden und zum Jahreswechsel ihre Arbeit aufnehmen und ihre Kolleg*innen zu Themen aus dem Bereich „Digitalisierung“ weiter qualifizieren.
Da stellt sich die Frage: Was brauchen die Beschäftigten in der Sozialen Arbeit eigentlich für Kenntnisse im Bereich „Digitalisierung“, damit sie diese professionell nutzen können? Und wie können sie von digitalen Tools so profitieren, dass sie eine Erleichterung dadurch in ihrer täglichen Arbeit erfahren?
Zunächst einmal haben wir es bei den Beschäftigten in der Sozialen Arbeit nicht mit einer homogenen Gruppe zu tun. Sie unterscheiden sich nach
- Qualifizierung
- Einsatzgebiet
- Zielgruppen ihrer Arbeit
- Arbeitsalltag
- Berufserfahrung
- Erfahrung mit digitalen Tools
- Aufgeschlossenheit für Veränderungsprozesse
- Erkenntnis der Notwendigkeit zu eigenen Weiterentwicklung
Diese Diversität erfordert eine sehr genaue Analyse der Bedürfnisse und Kenntnisse der Beschäftigten. Dabei sind die drei Grundparameter nach Qualifizierung, Einsatzgebiet und den Zielgruppen der Arbeit noch einfach zu beschreiben.
Schwieriger wird es bei den Erfahrungen im Arbeitsalltag. Hier besteht oft eine große Belastungssituation, in der neue Ansätze „nicht auch noch wahrgenommen werden können“. Oft hört man, „man sei zufrieden, wenn die alltägliche Arbeit durchgeführt werden kann.“ Hier steigen schon Beschäftigte aus, weil sie nicht einschätzen können, welche zusätzliche Belastung mit der Einführung von Digitalisierung-Tools auf sie zukommen. An dieser Stelle braucht es also einfache nützliche und gute Tools, die schnell eine Erleichterung für Beschäftigte erfahrbar machen.
Wir haben hier beim AWO Bezirksverband Potsdam die verbandseigene E-Learning-Plattform auf Moodle-Basis eingeführt. Pflichtunterweisungen und berufsspezifische Fortbildungen können zeit- und ortsunabhängig wahrgenommen werden. Zudem ist der Zugang und die Funktionsweise von Moodle schnell erlernbar.
Ein zweites Tool war corona-bedingt der Einsatz des Videokonferenztools „Zoom“. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und Unsicherheiten über die vielen unterschiedlich Informationen zu Zoom, sticht dann doch die gute Usability und die Perfomance auch für grössere Gruppen hervor. Bei einem Verband, der räumlich sich durch das halbe Brandenburg erstreckt, können nun Besprechungen durchgeführt werden, ohne Anfahrtswege nach Potsdam.
Beschäftigte, die bisher keinen Zugang zu digitalen Tools hatten, haben erste Schritte in dem Bereich unternommen. Aber dies ist erst der Auftakt.
Denn im täglichen Arbeitsalltag sind die größten Hürden, die Aufgeschlossenheit für Veränderungsprozesse zu erlangen und damit einhergehend, die Erkenntnis sich selbst weiterzuentwickeln. Hier gilt es in den nächsten Jahren sehr konkret zu werden. Damit sich beides einstellen kann.
Oder anders gesagt: wir Digital-Nerds können uns über Blogs und Sozialen Netzwerken zu allerlei Tools und Plattformen austauschen. Diese müssen aber für die Mitarbeitenden in der Sozialen Arbeit einen Mehrwert haben. Sie müssen ihren Arbeitsalltag spürbar entlasten. Alle Tools müssen diebszgl. auf den Prüfstand.
Die Beschäftigten in der Sozialen Arbeit sind die Menschen, die von den Veränderungen der Digitalen Transformation profitieren müssen. Wir müssen aufpassen, sie nicht zu verlieren, sondern sie in das Zentrum unseres Handels zu rücken. Ganz konkret.
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